From f3550f19975858675f2fbad000262227553d75b8 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Bratonien Cosplay Date: Thu, 20 Nov 2025 23:14:12 +0100 Subject: [PATCH] =?UTF-8?q?fehlnde=2020=20und=20Story=20erg=C3=A4nzt?= MIME-Version: 1.0 Content-Type: text/plain; charset=UTF-8 Content-Transfer-Encoding: 8bit --- adventskalender/2025/content/day18.html | 120 +++++++++++++++++++++++- adventskalender/2025/index.php | 3 + 2 files changed, 121 insertions(+), 2 deletions(-) diff --git a/adventskalender/2025/content/day18.html b/adventskalender/2025/content/day18.html index cea6895..d8580df 100644 --- a/adventskalender/2025/content/day18.html +++ b/adventskalender/2025/content/day18.html @@ -19,8 +19,124 @@ LINKE SPALTE – TEXT ================================ -->
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+ Hades kam am späten Vormittag zurück ins Schloss. + Draußen wehte Wind. Nicht heftig, aber hartnäckig. Die Tür klemmte beim Aufschieben, und der Türrahmen gab ein leises Knarren von sich, als wolle er sich beschweren.
+ Drinnen: nichts. Kein Geräusch. Kein Licht. Kein Geruch. Nur die Heizung, irgendwo tief im Bauch des Gebäudes, atmete gleichmäßig vor sich hin.
+ Hades ließ seine Tasche fallen. Kein Grund, sie auszupacken. Er würde sie sowieso wieder mitnehmen. + Er streckte sich, zog die Schultern hoch, seufzte. + „Endlich“, murmelte er. „Kein Kalenderwahn, keine Glöckchen, keine Theorien über magische Kinder. Nur Beton, Technik und meine Ruhe.“ +

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+ Er ließ seine Jacke achtlos auf der Treppe liegen und ging Richtung Werkraum. Seine Stiefel hallten in der großen Halle, als ob das Schloss selbst sich wunderte, wer da zurückkam. +

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+ Der Werkraum war, wie er ihn verlassen hatte: chaotisch, kalt, staubig. + Werkzeuge, Skizzen, Schrottteile. Verlässliches Durcheinander.
+ Er schaltete das Licht ein. Es dauerte ein paar Sekunden, bis die Röhrenfluter zögerten, flackerten, angingen. + Er stand einen Moment nur da, sah sich um, atmete durch. Und dann fiel sein Blick auf das obere Regalbrett. + Hinter einer leeren Werkzeugkiste, halb verdeckt, eingestaubt: + Etwas, das dort nicht hingehörte. +

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+ Ein kleiner mechanischer Apparat. + Rechteckig, flach, Messing, Holz, Draht, präzise gefertigt. Kaum größer als ein Buch. + Er kannte es. Natürlich. Er hatte es gebaut. Damals – zum Ende seiner Ausbildung. Sein Meisterstück. + In dem kleinen Dorf, aus dem er gerade wiederkam. + Er hatte es vollkommen vergessen. +

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+ Er nahm es vorsichtig herunter. + Es war kühl in der Hand, das Metall stumpf vom Staub. + Er wischte es mit dem Ärmel ab, drückte den Knopf an der Seite. + Erst rührte sich nichts. Dann surrte leise ein Federwerk. Zahnräder begannen zu laufen. + Zwei Klappen öffneten sich. + Eine winzige Szene wurde sichtbar: + Zwei Figuren an einem Tisch. Dazwischen ein Licht. + Keine große Show. Kein Spektakel. Nur ein leises Klingen, klar und rund, getragen von feinen Glöckchen. + Die eine Figur bewegte die Hand, als würde sie der anderen etwas geben. + Mehr nicht. + Und plötzlich war alles da. +

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+ Sein Elternhaus. + Der enge Raum, der nach Ofen roch. + Die Decke auf dem Sofa. + Die Stille vor dem ersten Biss ins Gebäck. + Seine Mutter, die das Gerät jeden Heiligabend auf den Kaminsims stellte. + Sein Vater, der das Licht dimmte, sobald das erste Glöckchen erklang. + Dann saßen sie. Sagten nichts. Und wussten: Jetzt war Weihnachten. +

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+ Hades blinzelte. Schaltete das Gerät aus. + Und da kam noch mehr. + Nicht Erinnerung – Verstehen. + Er hatte damals drei gebaut. + Eines für sich. + Eines für seine Mutter. + Und eines – für Falbala. +

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+ Sie hatte es geliebt. Auch wenn sie das nie so gesagt hatte. + Aber sie hatte ihn gebeten, ein Auslösemodul zu konstruieren. + Sie wollte, dass jeder, der das Schloss betritt, das Glockenspiel hört. + Er hatte monatelang daran getüftelt. Feinabstimmung, Resonanz, Sensoren. + Und als es fertig war, hatte er seine eigene Spieluhr hier gelassen. Zum Testen. + Und nie wieder daran gedacht. +

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+ Er hob den Blick, sah sich um. + Dann verließ er den Werkraum ohne ein weiteres Wort. +

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+ In der Eingangshalle war es dämmrig. + Der Wind drückte gegen die Fenster. + Kein Glockenspiel. Kein Licht. Kein Baum. Kein Geruch. + Nur Stein, Luft und Schatten. +

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+ Er trat in die Mitte des Raums. + Horchte. Spürte das Echo der Stille. + Und für einen Moment – einen einzigen – hoffte er auf ein Geräusch. + Nichts kam. +

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+ „Wahrscheinlich ist es besser so“, sagte er leise.
+ „Das nächste Jahr wird kommen. Vielleicht dann wieder.“ +

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+ Er ging in die Küche, kochte eine Kleinigkeit – genug für alle, falls sie zurückkamen. + Aß wortlos, tief in Gedanken versunken. + Er konnte nicht genau sagen, was es war, das ihn beschäftigte, aber es ließ ihn nicht los.
+ Dennoch spülte er seinen Teller ab, räumte die Reste in den Kühlschrank, hinterließ den anderen eine Notiz und zog sich in sein Zimmer zurück. + Eine schwere Melancholie hatte nach ihm gegriffen. Er wollte nur noch allein sein. +

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+ Am Abend kehrten die anderen zurück. + Ihre Stimmen füllten den Flur. Die Haustür schloss dumpf. Taschen wurden abgestellt. Jacken aufgehängt.
+ Hades hörte nichts davon. + Er lag bereits im Bett. +

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+ Auf dem Küchentisch lag ein Zettel.
+ Handschriftlich. Klar. Kurz:
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+ „Essen steht im Kühlschrank. Nicht anfassen, wenn’s grün ist. Gute Nacht.“ +