Der vierzehnte Dezember begann mit Stimmen aus der Küche – keine lauten, aber auch keine friedlichen. Hades stand am Herd, die Pfanne in der Hand, Falbala daneben mit verschränkten Armen. „Das war kein Blitz, das war ein Angriff.“ „Wenn’s ein Angriff gewesen wäre, wärst du jetzt Rauch.“ „Ich war Rauch. Innerlich.“ „Dann trink Kaffee. Das hilft gegen innere Brände.“ „Nur, wenn man ihn nicht anbrennen lässt.“ Falbala sah auf die Pfanne. „Das ist Rührei, kein Lavastrom.“

In diesem Moment kam Barney herein, noch halb verschlafen, die Brille schief, aber mit erstaunlich viel Optimismus in der Stimme. „Na, ihr beiden seht ja… lebendig aus.“ „Sind wir auch“, sagte Hades. „Wider Erwarten.“ „Wider wessen Erwartung?“, fragte Erna, die kurz darauf folgte. „Meiner“, murmelte Hades. „Seiner“, bestätigte Falbala. „Aber wir leben. Und wir haben Kaffee. Beides ist mehr, als ich gestern Abend gedacht hätte.“

Barney setzte sich, zog den Teller heran. „Erzähl.“ Falbala tat’s. Ruhig, sachlich – so, wie man es tut, wenn man etwas erzählen muss, das man selbst noch nicht versteht. Der Versuch eines Suchzaubers, das Aufleuchten, der Schlag – und Hades, der jetzt behauptete, er habe nichts gespürt, obwohl er gestern kurzzeitig wie ein defekter Toaster geglüht hatte.

„Also kein Erfolg“, schloss Barney. „Wenn man’s freundlich ausdrückt“, sagte Falbala. „Und unfreundlich?“ „Dann war’s ein magisches Eigentor.“ „Immerhin spektakulär“, murmelte Erna und goss Kaffee nach. „Du hättest dabei sein sollen“, sagte Hades trocken. „Es war der schönste Fehlschlag meines Lebens.“

„Vielleicht“, sagte Erna vorsichtig, „solltet ihr eine Pause machen. Ein Tag ohne Zauber, ohne Herzmaschinen, ohne Weltrettung.“ „Ich rett doch gar nichts“, erwiderte Hades. „Ich reparier nur, was andere kaputtmachen.“ Falbala verschränkte die Arme. „Entschuldige mal?“ „Ich meinte allgemein.“ „Aha. Allgemein heißt bei dir meistens: ich.“ „Nur, wenn’s passt.“

Das Schweigen, das folgte, war dünn wie Glas. Erna schob unauffällig den Zuckerlöffel beiseite, als hätte sie geahnt, dass gleich jemand damit werfen könnte. Barney hob beschwichtigend die Hände. „Na schön, keiner hat was gewonnen, keiner hat was verloren – wir sind also exakt auf Bratonien-Niveau.“ Doch Hades reagierte nicht. „Vielleicht“, sagte er plötzlich, leise, aber mit Nachdruck, „will Weihnachten gar nicht gerettet werden.“

Niemand antwortete. Falbala sah ihn an – nicht wütend, eher… erschrocken. „Das meinst du nicht ernst.“ „Vielleicht doch. Vielleicht haben wir so viel Energie ins Wiederherstellen gesteckt, dass wir vergessen haben, ob’s überhaupt noch lebt.“ „Hades“, begann Erna, „du bist müde. Du brauchst—“ „Was? Ein Wunder? Einen Schluck Glühwein? Ein besseres Jahr?“ „Einen neuen Tonfall“, warf Falbala ein. Hades zog eine Augenbraue hoch. „Ich hab nur den alten poliert.“ Sie funkelten sich an, keiner wich aus. Barney stand auf, nahm seinen Teller und sagte ruhig: „Dann erklär ich das Rührei offiziell für beendet.“

Hades ging zuerst. Ohne Tasse, ohne Gruß. Falbala blieb stehen, atmete einmal tief durch und begann, den Tisch abzuräumen – lautlos, mit einer Präzision, die nichts mehr mit Geduld zu tun hatte. Erna sah Barney an. „Na toll.“ „Ich sag ja immer, Rührei trennt die Geister.“ „Oder verbrennt sie.“ „Kommt auf die Pfanne an.“ Sie grinsten beide müde, weil es das Einzige war, was blieb.

Draußen zog Nebel über den Hof, der Tag war blass und unsicher. Im Schloss Bratonien roch es nach Kaffee, angebranntem Frühstück und einem stillen Versprechen, das gerade niemand laut aussprechen wollte: Dass es morgen wieder besser wird. Vielleicht.

Last-Minute-Mürbeteig-Plätzchen

Rezeptbild

Zutaten

  • 1 Rolle fertiger Mürbeteig (rechteckig)
  • Füllung – nimm, was du hast (oder am liebsten magst):
    • A) Nussnougatcreme – 4–6 EL (die unkomplizierte Variante – wird weich, aber schmeckt immer)
    • B) Backnougat – 70–100 g (Hält die Form am besten. Ernas Favorit, „weil es nicht rumkleckert“.)
    • C) Selbstgemachte Schokocreme – 100 g Zartbitterschokolade + 1 TL Öl (intensiver, sauberer, Falbala nennt es „Luxus in dünn“.)
  • Zuckerguss
  • optional: Streusel, Schokostückchen, alles was glitzert

Zubereitung

Den Mürbeteig ausrollen und einmal mittig teilen. Zwei Hälften, gleich groß – als hätte Barney sie selbst ausgemessen.

Eine Hälfte mit der gewählten Creme bestreichen – dünn reicht völlig. Mehr wirkt beeindruckend, läuft aber beim Backen munter in alle Richtungen. (Hades: „Chaos ist keine Zutat.“)

Die zweite Hälfte obenauf legen und leicht andrücken. Wenn die Creme an den Seiten herausspitzt, hast du zu eifrig gedrückt – nicht schlimm.

Jetzt kommt der Trick: den gefüllten Teig 5–10 Minuten kaltstellen. Das macht die Füllung fester und die Formen bleiben beim Ausstechen hübsch.

Dann ausstechen, was gefällt: Hasen, Sterne, Kronen oder das große Einhorn. Filigrane Motive funktionieren, aber nur, wenn man sie wie ein rohes Ei behandelt.

Die Plätzchen auf ein Blech legen und bei 180 °C ungefähr 8–10 Minuten backen, bis die Ränder leicht Farbe bekommen. (Falbala: „Goldbraun ist ideal. Dunkelbraun ist ein Unfall.“)

Abkühlen lassen und dekorieren. Zuckerguss, Streusel, alles was glänzt. In Bratonien gilt: Je spontaner, desto besser.

Anmerkung aus der Schlossküche

„Diese Plätzchen sind die Rettung all jener, die zu spät bemerken, dass Weihnachten nicht wartet.“ Und trotzdem wirken sie so, als hätte man den halben Nachmittag in der Küche gestanden.