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<!-- TITEL -->
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<h2>❄️ 23. Dezember – Wenn der Schnee zurückkehrt</h2>
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LINKE SPALTE – STORYTEXT
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<div class="story">
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Der Morgen im Schloss war ungewohnt ruhig.
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Nicht bedrückend, nicht bedrohlich – einfach stiller als sonst.
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Erna stand in der Küche und hielt ihre Kaffeetasse mit beiden Händen.
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Sie trank nicht sofort.
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Sie wärmte sich nur daran.
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Man sah ihr an, dass sie die Nacht kaum geschlafen hatte.
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Barney kam ein paar Minuten später dazu.
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Er wirkte, als hätte er drei Anläufe gebraucht, um aus dem Bett zu kommen.
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Sein „Morgen“ war kaum mehr als ein Krächzen, als er sich setzte.
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Falbala erschien zuletzt.
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Sie zog die Augenbrauen hoch, als würde sie überlegen,
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ob sie wieder umdrehen sollte.
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Dann ließ sie sich doch auf ihren Stuhl fallen
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and schob sich die Haare aus dem Gesicht.
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Niemand sagte etwas.
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Nicht aus Verlegenheit, sondern weil alle wussten,
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dass der Tag schwierig wird.
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Erst als Barneys Kaffee fast nicht mehr dampfte,
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hob er den Kopf und rieb sich über die Stirn.
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„Ich sag’s jetzt einfach“, murmelte er.
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„Weihnachten ist mir gerade egal.“
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Falbala sah auf.
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Erna ebenfalls.
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Barney schluckte.
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„Davon kriegen wir noch viele.
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Aber Hades nur einmal.“
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Der Satz traf alle drei.
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Nicht wie ein Schlag, eher wie eine Tatsache,
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die nur niemand aussprechen wollte.
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Falbala richtete sich auf.
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„Dann kümmern wir uns um ihn.“
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Erna nickte.
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„Wir reden mit ihm.
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Heute.
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Ohne Ausweichmanöver.“
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Barney seufzte.
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„Und wenn er wieder sagt, dass er geht?“
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„Wenn er wirklich geht,“ sagte er nach einem Moment,
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„nehme ich seine Werkzeuge als Geisel.“
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Falbala sah ihn scharf an.
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„Barney.“
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Er hob sofort beide Hände.
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„Okay. Ich nehme nur den guten Hammer.“
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Erna schob ihre Tasse weg,
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und trotz allem huschte ein kleines Lächeln über ihr Gesicht.
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„Dann los, bevor wir’s uns anders überlegen.“
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Sie standen gemeinsam auf.
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Nicht hastig, nicht dramatisch.
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Nur entschlossen.
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Keiner sprach.
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Keiner musste.
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Heute würden sie ihn nicht in Ruhe lassen.
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Nicht aus Wut.
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Sondern aus Freundschaft.
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Der Weg zu Hades’ Tür war kurz, aber heute fühlte er sich länger an.
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Vielleicht, weil jeder von ihnen wusste, dass dieser Moment heikel werden würde.
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Erna ging voraus und klopfte vorsichtig an.
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Nichts.
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Sie klopfte ein zweites Mal, etwas fester.
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Nach ein paar Sekunden hörten sie ein leichtes Schieben,
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und die Klinke bewegte sich.
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Hades öffnete nur einen Spalt.
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Gerade so weit, dass man sein Gesicht sehen konnte.
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Er wirkte weder wütend noch genervt,
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nur… erschöpft.
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Und entschieden.
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„Ich weiß, was ihr wollt,“ sagte er leise.
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„Und ich sag’s euch gleich: Ich gehe morgen Abend.
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So wie geplant.“
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Barney holte Luft, als wolle er sofort widersprechen,
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aber Erna hob eine Hand, um ihn zu bremsen.
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„Dürfen wir reden?“, fragte sie ruhig.
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Nicht fordernd.
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Nur bittend.
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Hades zögerte.
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Man sah es an der Art, wie er kurz zum Boden blickte,
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als würde er in sich abwägen,
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ob er die Kraft dafür hatte.
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Dann öffnete er die Tür ein Stück weiter.
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„Reden ja,“ sagte er.
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„Überreden nein.“
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Falbala trat neben Erna.
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„Wir wollen dich nicht überreden,“ meinte sie.
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„Wir wollen verstehen.“
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Hades’ Mund zuckte kurz,
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nicht spöttisch,
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sondern… traurig.
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„Es gibt nichts zu verstehen.
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Ich bin müde.
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Und… ich fühle mich hier nur noch wie jemand,
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der Dinge reparieren soll, die gar nicht mehr reparierbar sind.“
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Sein Blick glitt an allen dreien vorbei,
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als wollte er vermeiden, in eines der Gesichter zu sehen.
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Barney trat einen kleinen Schritt nach vorn.
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„Du bist nicht unser Reparaturdienst.“
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Hades hob die Augenbraue,
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aber er sagte nichts dazu.
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Vielleicht, weil er es nicht glaubte.
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Vielleicht, weil er nicht wusste, wie man darauf antwortet.
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„Wir machen uns Sorgen um dich,“ sagte Erna leise.
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„Das ist alles.“
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Hades schloss kurz die Augen.
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Man sah, wie sehr ihn das traf.
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Wie sehr es ihn gleichzeitig überforderte.
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„Ich… brauche Zeit,“ murmelte er schließlich.
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„Nur ein paar Stunden.
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Bitte.“
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Erna nickte sofort.
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„Gut. Wir geben dir Zeit.“
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Falbala verschränkte die Arme, schwieg aber.
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Barney sah zu Boden.
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Hades zog die Tür wieder zu.
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Nicht hart.
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Sehr langsam.
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Fast behutsam.
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Der Vormittag kroch voran, schwerer als sonst.
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Im Schloss lag diese bestimmte Art von Stille,
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die entsteht, wenn jemand fehlt,
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obwohl er nur ein paar Türen weiter sitzt.
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Erna hielt sich in der Küche fest,
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indem sie Tassen zurechtrückte,
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bestehenden Ordnungen neue gab
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und immer wieder zum Korridor hinüber sah.
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Alles Kleinigkeiten –
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aber sie brauchte gerade etwas Greifbares.
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Barney streifte ziellos durch die Gänge.
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Er blieb an Fenstern stehen,
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an Wandlampen,
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an jeder Ecke ein paar Sekunden zu lang.
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Seine Hände wussten nicht wohin,
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sein Kopf noch weniger.
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Falbala hingegen versteckte ihr Unbehagen nicht.
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Sie lief zweimal demonstrativ am Zimmer vorbei,
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stellte eine frische Tasse Kaffee vor die Tür
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und sagte viel zu laut:
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„Für den Fall, dass jemand Durst hat.“
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Irgendwann war die Tasse verschwunden.
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Keiner hatte das Geräusch gehört,
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aber sie war weg.
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Falbala tippte sich zufrieden an die Hüfte.
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„Aha.“
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Barney sah sie an.
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„Aha was?“
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„Aha: Er nimmt an, was wir ihm anbieten.“
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Erna schüttelte den Kopf,
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doch sie musste lächeln.
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„Falbala-Logik.“
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„Die beste Logik“, erwiderte Falbala trocken.
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Der Mittag kam,
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ohne dass jemand wirklich hungrig war.
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Erna verzog sich in die Bibliothek,
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blätterte in einem Buch,
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las aber kaum einen Satz zu Ende.
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Barney sortierte Werkzeug,
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legte es anders,
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drehte es,
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legte es wieder zurück.
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Nicht aus Pflicht –
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nur damit seine Hände etwas zu tun hatten.
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Falbala setzte sich im Flur auf den Boden,
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das Knie angezogen,
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mit einem Stück Stoff auf dem Schoß.
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Sie hielt Nadel und Faden,
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aber der Faden hing seit Ewigkeiten lose.
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Sie starrte mehr auf die Tür
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als auf ihre Arbeit.
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Irgendwann trafen sie sich fast gleichzeitig im Flur vor Hades’ Zimmer.
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Nicht abgesprochen –
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einfach, weil jeder von ihnen auf die Idee gekommen war,
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kurz nachzusehen,
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ob sich etwas verändert hatte.
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Während sie dort standen,
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meinte Falbala ein leises Schaben aus dem Zimmer zu hören.
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Kein Schritt – dafür waren die Mauern zu massiv.
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Eher ein dumpfer, kurzer Laut,
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als hätte jemand etwas auf den Tisch gestellt
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oder einen Stuhl verrückt.
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Erna hob sofort den Kopf.
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Barney ebenfalls.
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Falbala neigte den Kopf zur Seite,
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als könne sie das Geräusch zurückholen.
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Doch es blieb still.
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Und die Tür blieb geschlossen.
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Der Nachmittag neigte sich bereits,
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als sich hinter Hades’ Tür endlich etwas regte.
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Diesmal eindeutig:
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ein Schlüssel im Schloss,
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ein kurzer Atemzug,
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dann die Klinke.
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Er öffnete nicht ruckartig,
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sondern vorsichtig,
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als wäre er sich selbst nicht sicher,
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ob das eine gute Idee war.
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Erna war zufällig in der Nähe,
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mit einem Stapel Geschirrtücher in der Hand,
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die sie längst hätte ablegen können.
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Barney kam aus dem Abstellraum,
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einen Schraubenzieher in der Hosentasche,
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als hätte er versucht, sich mit Arbeit zu beschäftigen.
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Falbala stand ohnehin nicht weit weg —
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sie tat gar nicht erst so,
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als würde sie sich mit etwas anderem befassen.
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Hades blieb einen Moment im Türrahmen stehen.
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Er sah nicht zerrissen aus,
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nicht wütend,
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aber irgendwie…
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abwesend von sich selbst.
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„Ich wollte nur…“
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Er stockte.
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Es war selten, dass Hades nach Worten suchte.
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„Ich wollte etwas frische Luft.“
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Falbala nickte sofort.
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„Gut. Luft ist gesund.
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Ich hatte schon überlegt,
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eine Durchzugskur zu verordnen.“
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Erna warf ihr einen warnenden Blick zu,
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doch Hades reagierte nicht gereizt.
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Er wirkte eher dankbar dafür,
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dass niemand ihm Mitleid entgegenwarf.
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„Wir kommen mit,“ sagte Barney schließlich.
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Nicht drängend,
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nicht fordernd —
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einfach als Feststellung.
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Hades zog kurz eine Braue hoch.
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Er sah auf den Schraubenzieher in Barneys Hosentasche.
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„Ich bin beeindruckt.
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Du hast es drei Stunden ohne Werkzeug ausgehalten.“
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Barney sah an sich hinunter
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und wurde leicht rot.
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„Ich wollte nicht schon wieder deinen Hammer…
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du weißt schon.“
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Ein winziges Zucken erschien an Hades’ Mundwinkel.
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Nicht viel,
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aber für die drei sofort spürbar.
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Sie gingen gemeinsam hinaus in den oberen Korridor.
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Nicht Schulter an Schulter,
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aber nah genug,
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um sich nicht fremd zu fühlen.
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Nur Schritte,
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nur Atemzüge,
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nur die lange, alte Stille des Schlosses,
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die ihnen heute seltsam weich vorkam.
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Hades schob die Hände in die Taschen seines Mantels.
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„Ich will nicht, dass ihr euch Sorgen macht,“
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murmelte er schließlich.
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„Ich wollte nur… Ruhe.
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Ein wenig Platz in meinem eigenen Kopf.“
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Erna nickte leise.
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„Das bekommst du.
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Aber wir gehen nicht weg.“
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Hades antwortete nicht.
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Doch er verlangsamte seinen Schritt,
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als wolle er ihnen still zeigen,
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dass ihre Nähe ihn nicht so störte,
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wie er es sich selbst einreden wollte.
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Sie liefen eine Weile so weiter,
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durch die langen Gänge,
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vorbei an Fenstern,
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die matte Winterluft hineinließen.
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Es war keine Aussprache.
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Noch keine.
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Aber ein Anfang,
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der erste seit Tagen,
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der sich nicht nach einem Abschied anfühlte.
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Im Aufenthaltsraum brannte nur das nötigste Licht.
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Es reichte, um die Umrisse der Möbel zu erkennen
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und das fahle Grau, das von draußen hereinsickerte.
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Der Hof lag still.
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Kein Schnee, kein Wind, nichts.
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Barney stand am Fenster.
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Erna stützte sich am Tisch ab.
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Falbala lehnte am Kamin.
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Alle drei hörten auf jedes Geräusch im Flur,
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ob sie wollten oder nicht.
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Dann Schritte.
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Zielsicher.
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Ungebremst.
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<p>
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Hades trat ein.
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Jacke an, Stiefel an,
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||
als wäre er bereits zur Hälfte draußen.
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„Ich geh jetzt.“
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Mehr sagte er nicht.
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Barney fuhr herum.
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„Jetzt?“
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„Ja.“
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||
Hades’ Antwort kam ohne jedes Zögern.
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||
„Ich halte das nicht mehr aus.“
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||
Er schüttelte leicht den Kopf.
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||
„Dieses… Nichts.“
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||
Er deutete auf die Fenster.
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||
„Draußen ist nichts.
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||
Drinnen ist nichts.
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||
Ich spür hier einfach gar nichts mehr.“
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</p>
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<p>
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||
Erna richtete sich etwas auf.
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„Hades—“
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„Nein“, unterbrach er.
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||
Kurz, knapp, ohne Gewicht auf dem Wort.
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||
„Ich will keine Runde Mitleid.
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||
Ich will nur raus.“
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||
Er sah sie der Reihe nach an.
|
||
Nicht feindselig.
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Nur abgeschlossen.
|
||
„Ich passe hier nicht mehr rein.“
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</p>
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||
<p>
|
||
Falbala trat einen halben Schritt vor.
|
||
„Und was ist mit uns?“
|
||
|
||
<p>
|
||
Falbala trat einen halben Schritt vor.
|
||
„Und was ist mit uns?“
|
||
|
||
„Ihr kommt klar.“
|
||
Hades’ Stimme blieb ruhig.
|
||
„Ihr habt euch.
|
||
Ihr kriegt das hin.
|
||
Ich steh euch nur im Weg.“
|
||
Er atmete flach ein.
|
||
„Und ich will das hier nicht mehr.“
|
||
</p>
|
||
|
||
<p>
|
||
Barney öffnete den Mund,
|
||
schloss ihn wieder,
|
||
wiederholte das Ganze
|
||
und gab schließlich auf.
|
||
Er legte eine Hand gegen das Fenster,
|
||
kühlte die Stirn daran,
|
||
damit er nicht ausrastete.
|
||
</p>
|
||
|
||
<p>
|
||
Erna sah Hades fassungslos an.
|
||
„Du meinst das ernst.“
|
||
|
||
„Ja.“
|
||
Sein Ton ließ keinen Spielraum.
|
||
„Ich bin kein Teil davon.
|
||
Nicht mehr.“
|
||
Er nickte minimal in Richtung Tür.
|
||
„Ich geh jetzt raus.
|
||
Wenn ihr was sagen wollt,
|
||
dann sagt’s.
|
||
Ich warte nicht.“
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</p>
|
||
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||
<p>
|
||
Falbala ballte die Hände.
|
||
Der Raum wurde enger.
|
||
Dichter.
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||
Die Spannung war greifbar.
|
||
|
||
Ein einziger Funke hätte gereicht,
|
||
um alles explodieren zu lassen.
|
||
</p>
|
||
|
||
<p>
|
||
Falbala verschränkte die Arme. „Du solltest dir unbedingt die Haare grün färben. Du Grinch.“
|
||
</p>
|
||
|
||
Hades zog die Augenbraue hoch. „Ich soll ein Brunch sein?“
|
||
Barney stöhnte. „Grinch, Hades. Sie meint Grinch.“
|
||
|
||
Hades schnaubte. „Ach so. Ich bin der Grinch.“ Sein Blick glitt über die drei. „Seht euch mal an. Ihr seid neulich hier rumgerannt wie Hühner, wenn der Fuchs zu Besuch ist – und habt euch DABEI gegenseitig grinchig genannt. Glaubt nicht, ich hätte das nicht gesehen und gehört.“ Er nickte in Richtung Flur. „Wenigstens hast du deine Spieluhr wieder da hingestellt, wo sie hingehört.“
|
||
|
||
Barney verzog das Gesicht, wandte sich aber wieder halb zum Fenster ab, um seine Trauer über Hades’ Entschluss zu verbergen. „Wir waren… kreativ“, murmelte er.
|
||
Erna meinte trocken: „Wir waren verzweifelt.“
|
||
Falbala ergänzte: „Wir hatten Geschmack. Naja, ich zumindest.“
|
||
|
||
Barney hob den Finger, ohne sich vom Fenster abzuwenden. „Ich sag’s mal so: Meine Lichterkette war feindseliger als die halbe Stadt.“
|
||
|
||
Hades öffnete den Mund, wollte kontern – irgendwas Trockenes, irgendwas Ironisches, irgendwas typisch Hades. Doch bevor ein Wort herauskam, sah er die drei an: Wie sie da standen. Schief. Müde. Überfordert. Und trotzdem waren sie da. Bei ihm.
|
||
|
||
Ein kurzes, ersticktes Keckern entwich ihm. Ein zweites. Und plötzlich lachte Hades – richtig lachend, warm, erschöpft, aus tiefster Seele. Das erste echte Lachen seit Monaten. Es wollte gar nicht mehr aufhören.
|
||
|
||
Barney, der immer noch zum Fenster hinausblickte, um seine Trauer über Hades’ geplantes Weggehen zu verstecken, blinzelte. Er war der Erste, der es sah.
|
||
Erst eine Flocke. Dann noch eine. Dann viele. Immer mehr, bis es gar nicht mehr aufhören wollte zu schneien. Genau wie Hades’ Lachen, das einfach nicht enden wollte.
|
||
|
||
„Schnell, Erna – was sagt der Wetterbericht für heute?“, rief Barney.
|
||
Erna zog ihr Handy hervor. „Zehn Grad, Regen. Warum?“
|
||
„Schau raus.“
|
||
Erna hob den Blick, trat neben ihn ans Fenster. „Es… schneit.“
|
||
|
||
„Ja und?“, meinte sie nach einem Moment. „Das passiert schon mal, dass der Wetterbericht sich vertut.“
|
||
Barney schüttelte den Kopf. „Aber nicht so. Nicht so plötzlich. Und vor allem nicht, wenn unser hauseigener Grinch den Lachanfall seines Lebens hat.“
|
||
|
||
Falbala sah abwechselnd Hades und den Hof an. Man konnte förmlich sehen, wie es in ihr arbeitete. „Heißt das etwa…?“
|
||
Barney nickte langsam. „Ja. Wir lagen falsch. Wir haben nicht ein Kind gesucht, sondern DAS Kind. Das Kind in uns. In Hades. In allen.“
|
||
|
||
Erna atmete zitternd aus. „Wir drei hatten es schon gefunden… aber Hades fehlte noch.“
|
||
|
||
Hades war inzwischen verstummt, aber sein Gesicht war noch immer von einem Rest Lachen gezeichnet. Die Härte war daraus verschwunden. Er wirkte plötzlich jünger. Leichter.
|
||
|
||
„Wir müssen das prüfen“, sagte er auf einmal, ganz ernst. Die alte Entschlossenheit war zurück in seiner Stimme. „Gehen wir zur Maschine.“
|
||
|
||
Sie eilten gemeinsam in den Maschinentrakt. Die Luft dort fühlte sich anders an als noch am Morgen. Nicht mehr tot, sondern gespannt. Die Maschine brummte leise, wie aus weiter Ferne.
|
||
|
||
Der Kollektor lag noch immer in drei Teilen vor der Öffnung. Doch jetzt glommen alle drei Stücke – ein feines, magisches Licht, das langsam pulsierte.
|
||
„Das war vorhin noch nicht so“, murmelte Barney.
|
||
|
||
Hades kniete sich davor, streckte zögernd die Hände aus – als hätte er Angst, dass alles verschwand, wenn er es berührte. Dann schob er die drei Teile aufeinander zu.
|
||
|
||
Kaum berührten sie sich, verschmolzen sie. Nicht mit einem Knall, sondern mit einem weichen, warmen Aufleuchten. Als wäre der Kollektor nie zerbrochen gewesen.
|
||
|
||
Hades’ Augen wurden hell. „Da bist du ja“, flüsterte er, mehr zu sich selbst als zum Metall. Er lachte wieder, diesmal leiser, aber frei. Seine düsteren Gedanken schienen mit jedem Atemzug weiter zurückzuweichen. Beinahe unmerklich begann er, ein Weihnachtslied zu summen. „O du fröhliche…“
|
||
|
||
Er reichte den Kollektor an Falbala weiter. „Du hast ihn rausgerissen. Du baust ihn wieder ein.“
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Falbala schluckte, grinste dann schief. „Na gut. Ich mache meinen Schaden wieder gut.“
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Mit geübten Handgriffen setzte sie den Kollektor zurück an seinen Platz. In dem Moment, in dem er einrastete, war es, als ob jemand das Schloss einschaltete.
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Die Maschine erwachte zu vollem Leben. Das Brummen wurde stärker, Partikel flimmerten wieder durch den Raum – mehr, heller, klarer als zuvor. Das Licht wurde weicher und zugleich intensiver.
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Im ganzen Schloss flackerten die Lampen – und blieben dann stabil, warm und hell. Kerzen, die den ganzen Tag stumpf gewirkt hatten, bekamen ihren alten Schein zurück. Der graue Schleier, der über allem gelegen hatte, war verschwunden.
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„Kommt“, sagte Erna leise. „Nach oben.“
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Alle vier rannten die Treppen hinauf, hinaus in den Hof. Es schneite dicht und ruhig, als hätte der Himmel beschlossen, Bratonien endlich nicht mehr zu vergessen.
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Und dann hörten sie es.
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Zuerst ganz leise, als hätte jemand irgendwo eine alte Musiktruhe geöffnet:
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Melodien, Stimmen, Weihnachtslieder.
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Zum ersten Mal in diesem Jahr.
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In ganz Bratonien.
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RECHTE SPALTE – REZEPT
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<h3 class="recipe-title">Schneekugel</h3>
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<h4>Zutaten</h4>
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<ul>
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<li>200 g weiße Schokolade</li>
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<li>3 EL Sahne</li>
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<li>1 TL Butter</li>
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<li>1 TL Vanillezucker</li>
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<li>70 g Mascarpone</li>
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<li>1 TL Puderzucker</li>
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<li>1 EL Kokosraspel
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<br><em>(„Schnee aus der Küche“ – laut Erna völlig ausreichend, laut Falbala „ästhetisch korrekt“.)</em>
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</li>
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<li>Optional: etwas Zitronenabrieb
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<br><em>(Barney nennt das „Winterfrische“, andere nennen es „Kann man, muss man aber nicht“.)</em>
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</li>
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</ul>
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<h4>Zubereitung</h4>
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Hacke die weiße Schokolade grob und schmelze sie mit Sahne und Butter über einem Wasserbad.
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Rühre den Vanillezucker ein, bis die Masse glatt ist.
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<em>(Erna sagt immer: „Wenn es glänzt, ist es fertig.“)</em>
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</p>
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<p>
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Lass die Schokomasse kurz abkühlen, bis sie fester wird – sie sollte nicht heiß,
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aber noch gut formbar sein. In der Zeit kannst du die Füllung anrühren:
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Mascarpone und Puderzucker verrühren, dann optional etwas Zitronenabrieb unterheben.
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<em>(Die Hexe vom Soßenwald behauptet, ein Hauch Zitrone mache jede Süßspeise
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„vernünftig“.)</em>
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<p>
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Nimm etwas Schokomasse ab, forme eine kleine Scheibe und gib einen Klecks
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Mascarpone-Füllung in die Mitte. Verschließe das Ganze vorsichtig und rolle es
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zu einer kleinen Kugel. Wiederhole den Vorgang, bis alle Kugeln geformt sind.
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</p>
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<p>
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Wälze die Kugeln anschließend in Kokosraspeln – nur leicht, nicht komplett, damit
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der „Schneeeffekt“ natürlich wirkt.
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<em>(Falbala schwört, dass weniger Kokos „eleganter“ aussieht.
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Barney isst sie trotzdem einfach so.)</em>
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</p>
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Stelle die fertigen Schneekugeln für mindestens eine Stunde kalt.
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Danach sind sie fest genug zum Servieren und innen noch angenehm weich.
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</p>
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<h4>Anmerkung aus der Schlossküche</h4>
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„Manche nennen es Dessert, andere nennen es ‚Winter in der Hand‘.“
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In Bratonien gelten Schneekugeln als stiller Klassiker: wenig Aufwand,
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schöne Wirkung und ein Geschmack, der sich anfühlt wie der erste Schnee des Tages.
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</p>
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</div>
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