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Bratonien-Adventskalender/adventskalender/2025/content/day18.html

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<!-- TITEL -->
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<h2><!-- TITEL DES TAGES --></h2>
<!-- TOOL-BUTTONS -->
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<button id="btn-font-down">A</button>
</div>
</div>
<!-- ZWEI SPALTEN -->
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LINKE SPALTE TEXT
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<div class="story">
<p>
Hades kam am späten Vormittag zurück ins Schloss.
Draußen wehte Wind. Nicht heftig, aber hartnäckig. Die Tür klemmte beim Aufschieben, und der Türrahmen gab ein leises Knarren von sich, als wolle er sich beschweren.<br>
Drinnen: nichts. Kein Geräusch. Kein Licht. Kein Geruch. Nur die Heizung, irgendwo tief im Bauch des Gebäudes, atmete gleichmäßig vor sich hin.<br>
Hades ließ seine Tasche fallen. Kein Grund, sie auszupacken. Er würde sie sowieso wieder mitnehmen.
Er streckte sich, zog die Schultern hoch, seufzte.
„Endlich“, murmelte er. „Kein Kalenderwahn, keine Glöckchen, keine Theorien über magische Kinder. Nur Beton, Technik und meine Ruhe.“
</p>
<p>
Er ließ seine Jacke achtlos auf der Treppe liegen und ging Richtung Werkraum. Seine Stiefel hallten in der großen Halle, als ob das Schloss selbst sich wunderte, wer da zurückkam.
</p>
<p>
Der Werkraum war, wie er ihn verlassen hatte: chaotisch, kalt, staubig.
Werkzeuge, Skizzen, Schrottteile. Verlässliches Durcheinander.<br>
Er schaltete das Licht ein. Es dauerte ein paar Sekunden, bis die Röhrenfluter zögerten, flackerten, angingen.
Er stand einen Moment nur da, sah sich um, atmete durch. Und dann fiel sein Blick auf das obere Regalbrett.
Hinter einer leeren Werkzeugkiste, halb verdeckt, eingestaubt:
Etwas, das dort nicht hingehörte.
</p>
<p>
Ein kleiner mechanischer Apparat.
Rechteckig, flach, Messing, Holz, Draht, präzise gefertigt. Kaum größer als ein Buch.
Er kannte es. Natürlich. Er hatte es gebaut. Damals zum Ende seiner Ausbildung. Sein Meisterstück.
In dem kleinen Dorf, aus dem er gerade wiederkam.
Er hatte es vollkommen vergessen.
</p>
<p>
Er nahm es vorsichtig herunter.
Es war kühl in der Hand, das Metall stumpf vom Staub.
Er wischte es mit dem Ärmel ab, drückte den Knopf an der Seite.
Erst rührte sich nichts. Dann surrte leise ein Federwerk. Zahnräder begannen zu laufen.
Zwei Klappen öffneten sich.
Eine winzige Szene wurde sichtbar:
Zwei Figuren an einem Tisch. Dazwischen ein Licht.
Keine große Show. Kein Spektakel. Nur ein leises Klingen, klar und rund, getragen von feinen Glöckchen.
Die eine Figur bewegte die Hand, als würde sie der anderen etwas geben.
Mehr nicht.
Und plötzlich war alles da.
</p>
<p>
Sein Elternhaus.
Der enge Raum, der nach Ofen roch.
Die Decke auf dem Sofa.
Die Stille vor dem ersten Biss ins Gebäck.
Seine Mutter, die das Gerät jeden Heiligabend auf den Kaminsims stellte.
Sein Vater, der das Licht dimmte, sobald das erste Glöckchen erklang.
Dann saßen sie. Sagten nichts. Und wussten: Jetzt war Weihnachten.
</p>
<p>
Hades blinzelte. Schaltete das Gerät aus.
Und da kam noch mehr.
Nicht Erinnerung Verstehen.
Er hatte damals drei gebaut.
Eines für sich.
Eines für seine Mutter.
Und eines für Falbala.
</p>
<p>
Sie hatte es geliebt. Auch wenn sie das nie so gesagt hatte.
Aber sie hatte ihn gebeten, ein Auslösemodul zu konstruieren.
Sie wollte, dass jeder, der das Schloss betritt, das Glockenspiel hört.
Er hatte monatelang daran getüftelt. Feinabstimmung, Resonanz, Sensoren.
Und als es fertig war, hatte er seine eigene Spieluhr hier gelassen. Zum Testen.
Und nie wieder daran gedacht.
</p>
<p>
Er hob den Blick, sah sich um.
Dann verließ er den Werkraum ohne ein weiteres Wort.
</p>
<p>
In der Eingangshalle war es dämmrig.
Der Wind drückte gegen die Fenster.
Kein Glockenspiel. Kein Licht. Kein Baum. Kein Geruch.
Nur Stein, Luft und Schatten.
</p>
<p>
Er trat in die Mitte des Raums.
Horchte. Spürte das Echo der Stille.
Und für einen Moment einen einzigen hoffte er auf ein Geräusch.
Nichts kam.
</p>
<p>
„Wahrscheinlich ist es besser so“, sagte er leise.<br>
„Das nächste Jahr wird kommen. Vielleicht dann wieder.“
</p>
<p>
Er ging in die Küche, kochte eine Kleinigkeit genug für alle, falls sie zurückkamen.
Aß wortlos, tief in Gedanken versunken.
Er konnte nicht genau sagen, was es war, das ihn beschäftigte, aber es ließ ihn nicht los.<br>
Dennoch spülte er seinen Teller ab, räumte die Reste in den Kühlschrank, hinterließ den anderen eine Notiz und zog sich in sein Zimmer zurück.
Eine schwere Melancholie hatte nach ihm gegriffen. Er wollte nur noch allein sein.
</p>
<p>
Am Abend kehrten die anderen zurück.
Ihre Stimmen füllten den Flur. Die Haustür schloss dumpf. Taschen wurden abgestellt. Jacken aufgehängt.<br>
Hades hörte nichts davon.
Er lag bereits im Bett.
</p>
<p>
Auf dem Küchentisch lag ein Zettel.<br>
Handschriftlich. Klar. Kurz:<br>
<br>
<em>„Essen steht im Kühlschrank. Nicht anfassen, wenns grün ist. Gute Nacht.“</em>
</p> </div>
<!-- ================================
RECHTE SPALTE AUDIO
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