Kapitel 7/Tutorial.md hinzugefügt

This commit is contained in:
2025-09-03 21:35:11 +00:00
parent 0117cd5020
commit ced7bc8d99

394
Kapitel 7/Tutorial.md Normal file
View File

@@ -0,0 +1,394 @@
# 🛠️ Kapitel 7 Nextcloud (Tutorial, Nginx)
---
## Einleitung
Nextcloud ist das Herzstück deiner eigenen Cloud. Hier landen Dateien, Fotos, Kalender und Kontakte und zwar ohne Abhängigkeit von Google oder Microsoft. In diesem Kapitel bauen wir Nextcloud so auf, dass sie stabil und performant läuft. Wir setzen auf **Nginx + PHP-FPM** als Webserver, **PostgreSQL** als Datenbank und **Redis** als Cache. Die Benutzerdaten liegen auf einer separaten Festplatte unter `/mnt/hdd`. Damit ist die Cloud nicht nur schnell, sondern auch zukunftssicher.
---
## Voraussetzungen
* **Proxmox Host** mit zwei Platten (System + Datenplatte)
* **LXC (Ubuntu 24.04 LTS)** mit aktivem Nesting
* **Nginx Proxy Manager** für HTTPS
* Eine **Domain**, die auf deinen Proxy zeigt
* Offene Ports **80/443** auf NPM
* 2 vCPU, 48 GB RAM für den Container
* Grundwissen: SSH, Proxmox-GUI, Nano-Editor
---
## Vorbereitung
### Container anlegen
In der Proxmox-GUI legst du einen neuen Container an, nennst ihn `nextcloud` und wählst Ubuntu 24.04 als Template. Gib ihm mindestens 2 CPUs und 4 GB RAM. Aktiviere „Nesting“. Als Root-Disk genügt die Systemplatte die Daten legen wir gleich auf die zweite Platte.
Nach dem Start verbindest du dich per SSH:
```bash
ssh root@<IP-des-Containers>
```
### Zweite Platte einbinden
Damit große Dateien die Systemdisk nicht belasten, legen wir die Daten auf eine eigene Festplatte.
* In der Proxmox-GUI: Node → **Disks → Directory → Create Directory**
Wähle die Platte, setze als Mountpoint `/mnt/hdd`, Filesystem `ext4`, und deaktiviere „Add Storage“.
* Danach Container → **Resources → Add → Mount Point**
Host Path: `/mnt/hdd`, Container Path: `/mnt/hdd`, Größe leer lassen.
* Container neu starten.
Im Container prüfen:
```bash
ls -ld /mnt/hdd
```
Wenn du hier ein Verzeichnis siehst, ist die Platte korrekt eingebunden.
---
## Umsetzung
### System vorbereiten
Zuerst bringen wir das System auf den aktuellen Stand und installieren alle benötigten Pakete:
```bash
apt update && apt upgrade -y
apt install -y nginx php-fpm php-gd php-imagick php-intl php-mbstring php-xml php-zip php-curl php-bz2 php-gmp php-pgsql php-redis redis-server postgresql unzip curl
```
Damit haben wir den Webserver, PHP mit allen nötigen Erweiterungen, PostgreSQL als Datenbank, Redis als Cache sowie Werkzeuge zum Download und Entpacken.
### Verzeichnisse anlegen
Wir trennen Programmcode und Daten. Nextcloud selbst liegt unter `/srv/nextcloud/app`, während die Benutzerdaten auf der zweiten Platte gespeichert werden:
```bash
mkdir -p /srv/nextcloud/app
mkdir -p /mnt/hdd/nextcloud_data
chown -R www-data:www-data /mnt/hdd/nextcloud_data
```
So ist sichergestellt, dass der Webserver-User `www-data` Zugriff hat.
### Nextcloud herunterladen
Jetzt laden wir die aktuelle Version von Nextcloud:
```bash
cd /srv/nextcloud/app
curl -LO https://download.nextcloud.com/server/releases/latest.zip
unzip latest.zip && rm latest.zip
chown -R www-data:www-data /srv/nextcloud/app/nextcloud
```
Nach diesem Schritt findest du die entpackte Anwendung im Verzeichnis `nextcloud`.
### Datenbank einrichten
Für die Datenbank verwenden wir PostgreSQL. Wir legen eine neue Datenbank und einen Benutzer an:
```bash
sudo -u postgres psql -c "CREATE DATABASE nextcloud;"
sudo -u postgres psql -c "CREATE USER nextcloud WITH PASSWORD 'CHANGE_ME';"
sudo -u postgres psql -c "GRANT ALL PRIVILEGES ON DATABASE nextcloud TO nextcloud;"
```
Damit ist eine leere Datenbank mit passenden Rechten vorbereitet.
### Nginx konfigurieren
Damit Nextcloud über den Webserver erreichbar ist, richten wir jetzt Nginx ein. Dazu brauchen wir eine sogenannte vHostKonfiguration eine kleine Textdatei, die Nginx sagt, unter welchem Pfad Nextcloud liegt und wie PHPDateien behandelt werden sollen.
1. **Prüfe zuerst, wie dein PHPFPMSocket heißt**
Das ist wichtig, weil die Datei je nach PHPVersion leicht anders heißt (z.B. `php8.3-fpm.sock`).
```bash
ls /run/php/
```
**Erwartung:** Du siehst eine Datei wie `php8.3-fpm.sock`. Merke dir den **exakten Namen**.
2. **vHost-Datei mit Nano anlegen/öffnen**
```bash
nano /etc/nginx/sites-available/nextcloud.conf
```
> **Nano kurz erklärt:** Der Bildschirm wird blau, unten siehst du eine Befehlsleiste. Füge den folgenden Text **am Stück** ein. Speichern: **STRG+O**, Enter. Beenden: **STRG+X**.
**Inhalt der Datei (passt auf deinen PHPFPMSockel an!):**
```nginx
server {
listen 80;
server_name _;
root /srv/nextcloud/app/nextcloud;
client_max_body_size 10G; # große Uploads erlauben
index index.php index.html;
# verbotene Pfade
location = /robots.txt { allow all; log_not_found off; access_log off; }
location ~ ^/(?:\.|autotest|occ|issue|indie|db_|console) { deny all; }
# PHP an FPM weiterreichen
location ~ \.php(?:$|/) {
fastcgi_split_path_info ^(.+\.php)(/.+)$;
include fastcgi_params;
fastcgi_param SCRIPT_FILENAME $document_root$fastcgi_script_name;
fastcgi_param PATH_INFO $fastcgi_path_info;
fastcgi_pass unix:/run/php/php8.3-fpm.sock; # < ggf. anpassen (siehe Schritt 1)
fastcgi_intercept_errors on;
fastcgi_request_buffering off; # stabile Uploads
}
}
```
3. **Konfiguration aktivieren und prüfen**
```bash
ln -s /etc/nginx/sites-available/nextcloud.conf /etc/nginx/sites-enabled/
nginx -t && systemctl reload nginx
```
**Was passiert hier?**
`ln -s …` schaltet die Site scharf. `nginx -t` prüft auf Tippfehler. Wenn „syntax is ok“ erscheint, lädt `systemctl reload nginx` die neue Konfiguration.
**Fehlerbild:** Falls `nginx -t` rot meckert, öffne die Datei erneut mit `nano /etc/nginx/sites-available/nextcloud.conf` und korrigiere die genannte Zeile. Danach `nginx -t` wiederholen.
---
### Proxy-Host im NPM einrichten
Jetzt verbinden wir die öffentliche Domain mit deinem Container. Öffne die **Nginx Proxy Manager**Oberfläche und lege einen **Proxy Host** an:
1. **Domain**: `cloud.deine-domain.tld`
2. **Forward Hostname / IP**: die **IP deines NextcloudLXC** (z.B. `10.0.0.42`)
3. **Forward Port**: `80`
4. **SSL**: „**Request a new SSL Certificate**“ aktivieren → EMail eintragen → **Force SSL** und **HTTP/2** aktivieren (HSTS optional)
5. **Advanced (optional, aber empfohlen bei großen Dateien)**:
```
client_max_body_size 10G;
proxy_read_timeout 3600;
proxy_send_timeout 3600;
```
**Test:** Rufe `https://cloud.deine-domain.tld` im Browser auf. Du solltest jetzt den **NextcloudSetupAssistenten** sehen. Wenn nicht: prüfe Domain, ProxyHostEinträge und ob Nginx im LXC läuft (`systemctl status nginx`).
---
In der Nginx Proxy Manager Oberfläche legst du nun einen Proxy Host an:
* Domain: `cloud.deine-domain.tld`
* Ziel: IP des Containers, Port 80
* SSL: Lets Encrypt aktivieren
Ab jetzt ist deine Nextcloud über die Domain erreichbar.
### Erstinstallation im Browser
Beim ersten Aufruf erscheint der Nextcloud-Setup-Assistent. Dort legst du den Admin-Account an und gibst an:
* Datenverzeichnis: `/mnt/hdd/nextcloud_data`
* Datenbank: PostgreSQL → Host `127.0.0.1`, DB `nextcloud`, User `nextcloud`, Passwort aus dem Schritt oben
### Redis konfigurieren
Damit Nextcloud Dateien effizient sperrt und cachen kann, ergänze in `config/config.php`:
```php
'filelocking.enabled' => true,
'memcache.local' => '\\OC\\Memcache\\Redis',
'memcache.locking' => '\\OC\\Memcache\\Redis',
'redis' => [
'host' => '/var/run/redis/redis-server.sock',
'port' => 0,
'timeout' => 1.5,
],
```
### Nextcloud `config.php` für den Reverse Proxy Schritt für Schritt
Sobald du den SetupAssistenten abgeschlossen hast, legt Nextcloud die Datei `config.php` an. Darin sagen wir Nextcloud, **unter welcher Domain** sie erreichbar ist, dass **TLS am Proxy** terminiert und dass **Redis** für Cache & FileLocking genutzt wird.
1. **Datei öffnen**
```bash
nano /srv/nextcloud/app/nextcloud/config/config.php
```
> **NanoHinweis:** Speichern mit **STRG+O**, Enter. Beenden mit **STRG+X**.
2. **Diese Einträge ergänzen bzw. anpassen** (Platzhalter ersetzen):
```php
'trusted_domains' => [ 'cloud.DEINE-DOMAIN.tld' ],
'overwrite.cli.url' => 'https://cloud.DEINE-DOMAIN.tld',
'overwritehost' => 'cloud.DEINE-DOMAIN.tld',
'overwriteprotocol' => 'https',
'trusted_proxies' => [ 'IP-ODER-SUBNETZ-DEINES-NPM' ],
'filelocking.enabled' => true,
'memcache.local' => '\OC\Memcache\Redis',
'memcache.locking' => '\OC\Memcache\Redis',
'redis' => [
'host' => '/var/run/redis/redis-server.sock',
'port' => 0,
'timeout' => 1.5,
],
```
**Was bewirken diese Zeilen?**
* **trusted\_domains**: Schutz vor HostHeaderTricks Nextcloud antwortet nur auf **deine** Domain.
* **overwrite\***: Nextcloud erzeugt Links konsequent als **[https://cloud.DEINE-DOMAIN.tld](https://cloud.DEINE-DOMAIN.tld)** (wichtig hinter dem Proxy, sonst drohen MixedContent/Weiterleitungsschleifen).
* **trusted\_proxies**: Erlaubt, dass Nextcloud die `X-Forwarded-*`Header vom NPM vertraut (sonst zeigt Nextcloud falsche ClientIPs/Warnungen).
* **RedisBlock**: Aktiviert Cache + FileLocking über den lokalen RedisSocket stabiler als APCu, besonders bei CLIJobs.
3. **Speichern und testen**
* In Nextcloud: **Einstellungen → Verwaltung → Übersicht**.
* **Erwartung:** Keine Warnungen zu Proxy/Trusted Domains/FileLocking.
* Falls doch: Prüfe Schreibfehler in Domain/IP, leere BrowserCache und lade die Seite neu.
---
### PHP konfigurieren (php.ini & PHPFPMPool) Schritt für Schritt
Damit große Uploads und viele gleichzeitige Anfragen stabil funktionieren, passen wir PHP an.
1. **php.ini (FPM) bearbeiten**
```bash
nano /etc/php/*/fpm/php.ini
```
**Wichtige Einstellungen** (suche die Zeilen und passe sie an):
```ini
; Zeitzone wichtig für Logs/Jobs
date.timezone = Europe/Berlin
; Uploads/Performance
upload_max_filesize = 10G
post_max_size = 10G
memory_limit = 1024M
max_execution_time = 3600
max_input_time = 3600
output_buffering = 0
; OPcache macht PHP spürbar schneller
opcache.enable=1
opcache.memory_consumption=128
opcache.interned_strings_buffer=16
opcache.max_accelerated_files=10000
opcache.save_comments=1
opcache.validate_timestamps=1
opcache.revalidate_freq=60
```
**Speichern** (STRG+O, Enter) und **beenden** (STRG+X).
2. **PHPFPMPool tunen**
```bash
nano /etc/php/*/fpm/pool.d/www.conf
```
**Sinnvolle Startwerte** (für 48GB RAM im LXC):
```ini
pm = dynamic
pm.max_children = 12
pm.start_servers = 3
pm.min_spare_servers = 2
pm.max_spare_servers = 6
```
> **Faustregel:** `pm.max_children` ≈ (RAM für PHP in MB / 80). Wenn es eng wird (502/504 Fehler), leicht erhöhen; bei RAMDruck reduzieren.
3. **FPM neu laden**
```bash
systemctl reload php*-fpm
```
4. **Schnelltest (temporär)**
Erzeuge kurz eine InfoSeite, um zu prüfen, ob die Werte wirklich beim Webserver ankommen:
```bash
echo "<?php phpinfo();" > /srv/nextcloud/app/nextcloud/info.php
```
Rufe `https://cloud.DEINE-DOMAIN.tld/info.php` im Browser auf und kontrolliere:
* `Loaded Configuration File` → zeigt deine FPM`php.ini`
* Werte für `upload_max_filesize`, `post_max_size`, `memory_limit`, `date.timezone`
**Wichtig:** Danach die Datei **wieder löschen** (SicherheitsHygiene):
```bash
rm /srv/nextcloud/app/nextcloud/info.php
```
---
In der Datei `/etc/php/*/fpm/php.ini` setzt du:
```
upload_max_filesize = 10G
post_max_size = 10G
memory_limit = 1024M
```
Danach PHP-FPM neu laden:
```bash
systemctl reload php*-fpm
```
### Cronjobs aktivieren
Damit Hintergrundaufgaben laufen, tragen wir einen Cronjob für den Webserver-User ein:
```bash
crontab -u www-data -e
```
Dort hinzufügen:
```
*/5 * * * * php -f /srv/nextcloud/app/nextcloud/cron.php
```
Jetzt führt Nextcloud alle 5 Minuten Hintergrundjobs aus.
---
## Ergebnis
* Nextcloud läuft stabil im LXC und ist über HTTPS erreichbar.
* Die Benutzerdaten liegen getrennt auf der zweiten Festplatte unter `/mnt/hdd/nextcloud_data`.
* PostgreSQL + Redis sorgen für Performance.
* Große Uploads sind möglich, Cronjobs laufen automatisch.
### Häufige Fehlerbilder & schnelle Fixes
* **Endlosschleife oder Mixed Content** → `overwritehost`/`overwriteprotocol` prüfen, NPM zeigt wirklich auf Port 80.
* **Proxy-Header-Warnung in Nextcloud** → `trusted_proxies` enthält nicht die NPM-IP.
* **Uploads > 1 GB brechen ab** → PHP-Limits und `client_max_body_size` in NPM ergänzen.
* **File-Locking-Warnung** → prüfen, ob `www-data` in der Gruppe `redis` ist.
---
## Nächste Schritte
* Vorheriges Kapitel: **Vaultwarden (Kapitel 6)**
* Nächstes Kapitel: **Affine (Kapitel 8)**