# 🛠️ Kapitel 13 – Clipper (Tutorial) --- ## Einleitung Clips sind der beste Weg, lange Streams in kurze, teilbare Highlights zu verwandeln. Unser Ziel in diesem Kapitel: Wir bauen ein System, das neue Videos automatisch erkennt, sinnvolle Stellen analysiert, passende Highlights schneidet und die Ergebnisse in Nextcloud ablegt – inklusive Titeln und Hashtags für jede Plattform. Der Clipper selbst übernimmt dabei die technische Verarbeitung, während **n8n** für Steuerung, Analyse und Benachrichtigungen sorgt. Das System bleibt dadurch flexibel, ressourcenschonend und jederzeit erweiterbar. --- ## Voraussetzungen - **Proxmox LXC** mit Debian 12 (Bookworm) - **Nextcloud** (Pflicht, Zielort für Clips & Metadaten) - **n8n-Instanz** (Automatisierung, Steuerung Clipper, Analyse, Metadaten-Erzeugung) - **Twitch-Entwickler-Account** inkl. API-Key (für VOD- und Clip-Zugriff) - **Optional**: RTMP-Server, falls VODs lokal aufgezeichnet werden - **Ressourcen für den LXC**: 1 vCPU, 1–2 GB RAM, 10 GB Speicher reichen aus - **Grundwissen**: SSH-Verbindung, Nano-Editor, Basiskenntnisse in n8n --- ## Vorbereitung Wir beginnen mit einem frischen Debian‑12‑LXC in Proxmox, benennen ihn `clipper` und vergeben die im Abschnitt oben genannten Ressourcen. Danach bringen wir das System auf Stand und installieren die Grundwerkzeuge: ```bash apt update && apt upgrade -y apt install -y curl nano unzip ffmpeg inotify-tools ``` Eine korrekte Systemzeit ist entscheidend, da Schnittmarken später auf exakten Sekunden basieren. Prüfe die Zeit mit: ```bash timedatectl status ``` Wenn hier UTC steht und du lieber „Europe/Berlin“ nutzen willst: ```bash timedatectl list-timezones | grep Europe timedatectl set-timezone Europe/Berlin timedatectl status ``` Die Zeit wird sofort angepasst, Logs und Schnittzeiten passen damit zur lokalen Umgebung. Zum Schluss legen wir die Arbeitsordner an: ```bash mkdir -p /srv/clipper/{watch,out,temp,logs} ``` - `watch` – Eingangsordner für neue Videos (egal ob von Twitch oder RTMP) - `out` – fertige Clips und Metadaten - `temp` – Zwischenspeicher für Analyse - `logs` – Protokolle aller Abläufe Damit ist das Fundament gelegt. --- ## Abschnitt 2 – Clipper-LXC einrichten (Basisdienste & Einstiegsskripte) Jetzt richten wir Clipper so ein, dass er klare Einstiegspunkte zum **Analysieren** und **Schneiden** hat. Die eigentliche Logik füllen wir in Abschnitt 4 und 5, hier bauen wir das Gerüst. ### Benutzer und Verzeichnisse Zuerst legen wir den Service-Benutzer an und weisen ihm die Arbeitsordner zu: ```bash adduser clipper mkdir -p /etc/clipper chown root:clipper /etc/clipper chmod 750 /etc/clipper ``` ### Pakete installieren ```bash apt install -y ffmpeg jq python3 python3-venv curl unzip inotify-tools sudo ``` - **ffmpeg** für Analyse und Schnitt - **jq** für JSON-Verarbeitung - **python3/venv** für optionale Analyse-Tools (z. B. Szenenerkennung, Face-Detection) - **inotify-tools** für Dateisystem-Events - **sudo** damit der Benutzer clipper bei Bedarf Rechte anheben kann Anschließend geben wir dem Benutzer clipper Sudo-Rechte: ```bash usermod -aG sudo clipper ``` ### Konfiguration anlegen Wir legen eine Konfigurationsdatei an, die von allen Skripten geladen wird: ```bash nano /etc/clipper/clipper.env ``` Inhalt: ``` CLIPPER_IN=/srv/clipper/watch CLIPPER_OUT=/srv/clipper/out CLIPPER_TMP=/srv/clipper/temp CLIPPER_LOG=/srv/clipper/logs/clipper.log ``` Datei speichern und mit `chown root:clipper /etc/clipper/clipper.env && chmod 640 /etc/clipper/clipper.env` die Rechte setzen. ### Python-Umgebung vorbereiten Die eigentliche Analyse binden wir erst in Abschnitt 4 ein. Damit die Basis steht, richten wir jetzt schon eine virtuelle Umgebung ein: ```bash su - clipper python3 -m venv /srv/clipper/.venv source /srv/clipper/.venv/bin/activate pip install --upgrade pip pip install numpy opencv-python-headless ``` So haben wir erste Bibliotheken, mit denen Szenen- und Gesichtserkennung später möglich wird. ### Einstiegsskripte (Stubs) Wir erstellen zwei Einstiegspunkte, die n8n direkt aufruft. Sie tun noch nichts außer Logging und Validierung. **Analyse-Stub** ```bash nano /srv/clipper/bin/clipper-analyze ``` Inhalt: ```bash #!/usr/bin/env bash set -euo pipefail source /etc/clipper/clipper.env IN="$1" JOBID="${2:-manual}" mkdir -p "$CLIPPER_TMP/$JOBID" echo "$(date '+%F %T') [ANALYZE] job=$JOBID file=$IN" | tee -a "$CLIPPER_LOG" OUT_JSON="$CLIPPER_TMP/$JOBID/candidates.json" echo '[]' > "$OUT_JSON" echo "$OUT_JSON" ``` **Schneid-Stub** ```bash nano /srv/clipper/bin/clipper-cut ``` Inhalt: ```bash #!/usr/bin/env bash set -euo pipefail source /etc/clipper/clipper.env IN="$1" RANGES_JSON="$2" JOBID="${3:-manual}" mkdir -p "$CLIPPER_OUT/$JOBID" echo "$(date '+%F %T') [CUT] job=$JOBID file=$IN ranges=$RANGES_JSON" | tee -a "$CLIPPER_LOG" exit 0 ``` Rechte setzen: ```bash chmod +x /srv/clipper/bin/clipper-* chown -R clipper:clipper /srv/clipper/bin ``` ### Direktaufruf und Tests Wir verzichten bewusst auf systemd-Templates und rufen die Skripte direkt über n8n oder manuell auf. Beispiel: ```bash su - clipper /srv/clipper/bin/clipper-analyze /srv/clipper/watch/demo.mp4 job-001 /srv/clipper/bin/clipper-cut /srv/clipper/watch/demo.mp4 /srv/clipper/temp/job-001/ranges.json job-001 tail -n 50 /srv/clipper/logs/clipper.log ``` Wenn alles passt, siehst du Einträge `[ANALYZE]` und `[CUT]` mit deiner Job-ID. ### Logrotation Zum Schluss sorgen wir dafür, dass Logs nicht unendlich wachsen: ```bash nano /etc/logrotate.d/clipper ``` Inhalt: ``` /srv/clipper/logs/*.log { rotate 14 daily missingok notifempty compress delaycompress copytruncate } ``` --- Damit ist der Clipper-LXC vorbereitet: Benutzer, Verzeichnisse, Pakete, Konfiguration und Einstiegsskripte sind eingerichtet. In den nächsten Abschnitten bauen wir die Anbindung an Twitch/n8n, implementieren die Analyse-Logik (inklusive Facecam, Hochformat und Untertitel) und fügen den eigentlichen Schnitt hinzu, bevor alles sauber in Nextcloud abgelegt wird.