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🛠️ Kapitel 6 Vaultwarden (Docker, Debian12LXC) Tutorial

Zu Beginn ein kurzer Hinweis: Grundlegendes wie die Bedienung von Nano, das Anlegen eines LXC samt SSHZugang oder das Hinterlegen der Domain im Nginx Proxy Manager (NPM) haben wir bereits in den BasisKapiteln ausführlich gezeigt. Hier verweisen wir darauf und konzentrieren uns auf das, was Vaultwarden besonders macht mit Erklärungen dort, wo Entscheidungen oder Schalter wichtig sind.

Ziel und Aufbau

Wir setzen Vaultwarden in einem Debian12LXC mit Docker und Docker Compose auf. Der Dienst läuft intern auf Port 80 (Web/API) und 3012 (WebSocket). NPM veröffentlicht ihn sauber unter https://pass.DEINEDOMAIN.tld, inklusive LetsEncryptZertifikat sowie einer speziellen Weiterleitung des WebSocketKanals. Registrierungen bleiben geschlossen; das AdminBackend sichern wir mit einem modernen Argon2Token. Am Ende weißt du nicht nur, was zu klicken ist, sondern auch warum.

Voraussetzungen (knapp, aber konkret)

Der Container ist ein Debian12LXC nach unserem Grundsetup. Plane eine vCPU, 512MB bis 1GB RAM und 48GB Platte ein. Der LXC hat eine statische IPv4 (zum Beispiel 10.0.0.16/24). NPM läuft bereits in einem eigenen LXC, und deine Subdomain pass.DEINEDOMAIN.tld zeigt via DNS auf NPM. Im Folgenden nennen wir diese IP des VaultwardenLXC <VW_IP>.

1) System vorbereiten

Bevor wir Docker installieren, bringen wir die Paketquellen auf Stand und installieren die kleinen Helfer, mit denen wir das offizielle DockerRepository sauber einbinden. Das ist transparenter und sicherer als ein EinzeilerInstallskript.

apt update && apt upgrade -y
apt install -y ca-certificates curl gnupg lsb-release

2) Docker und Compose installieren

Wir fügen die signierte DockerQuelle hinzu, installieren Engine, CLI und das ComposePlugin und schalten den Dienst ein. Vorteil: schnelle Sicherheitsupdates direkt vom Projekt, und Compose ist als modernes Plugin integriert (kein separater „dockercompose“-Binary mehr).

mkdir -p /etc/apt/keyrings
curl -fsSL https://download.docker.com/linux/debian/gpg | gpg --dearmor -o /etc/apt/keyrings/docker.gpg

echo "deb [arch=$(dpkg --print-architecture) signed-by=/etc/apt/keyrings/docker.gpg] https://download.docker.com/linux/debian \
$(. /etc/os-release && echo $VERSION_CODENAME) stable" > /etc/apt/sources.list.d/docker.list

apt update
apt install -y docker-ce docker-ce-cli containerd.io docker-buildx-plugin docker-compose-plugin
systemctl enable --now docker

Prüfe kurz, ob alles da ist:

docker --version && docker compose version

Falls Docker im LXC nicht starten will, aktiviere in Proxmox beim CT „nesting“ und „keyctl“ und starte den Container neu.

3) Projekt anlegen und Konfiguration schreiben

Wir legen das Arbeitsverzeichnis /opt/vaultwarden samt Datenordner an. Die Konfiguration parken wir in einer .envDatei das trennt Geheimnisse sauber von der ComposeDatei und macht spätere Anpassungen ungefährlich.

mkdir -p /opt/vaultwarden && cd /opt/vaultwarden
mkdir -p data
nano .env

Füge folgenden Inhalt ein und ersetze Platzhalter (die Domain bitte mit https sonst fehlen später Assets oder Links wirken „kaputt“):

DOMAIN=https://pass.DEINE-DOMAIN.tld
# Wir beginnen mit geschlossenen Registrierungen und öffnen sie später kurz für deinen Erstnutzer.
SIGNUPS_ALLOWED=false
# Optional: SMTP, falls du Verifizierungs- und Reset-Mails brauchst
# SMTP_HOST=smtp.example.com
# SMTP_FROM=pass@example.com
# SMTP_PORT=587
# SMTP_SECURITY=starttls
# SMTP_USERNAME=user
# SMTP_PASSWORD=deinPasswort

Speichern mit Strg+O, Enter, anschließend Strg+X.

4) ComposeDatei erstellen

Die ComposeDatei beschreibt, welches Image gestartet wird, wo Daten liegen und welche Ports wir durchreichen. Wichtig sind hier das DatenVolume und der zusätzliche WebSocketPort ohne den gibt es keinen LiveSync zwischen Clients.

nano docker-compose.yml
services:
  vaultwarden:
    image: vaultwarden/server:latest
    container_name: vaultwarden
    restart: unless-stopped
    env_file: .env
    environment:
      - DOMAIN=${DOMAIN}
    volumes:
      - ./data:/data
    ports:
      - "8000:80"     # Web / API
      - "3012:3012"   # WebSocket (Live Sync)

5) Starten und prüfen

Jetzt starten wir den Container im Hintergrund und schauen live in die Protokolle. So siehst du sofort, ob Vaultwarden sauber „hochkommt“, bevor du die Veröffentlichung in NPM anfasst.

docker compose up -d
docker compose logs -f --tail=80 vaultwarden

Wenn Zeilen wie „Rocket has launched…“ auftauchen und keine Fehlermeldungen zu /data erscheinen, läuft der Dienst intern genau so wollen wir ihn vorfinden, bevor wir nach außen gehen.

6) Veröffentlichung im Nginx Proxy Manager (GUI)

Öffne die NPMOberfläche und lege einen neuen Proxy Host an. In das Feld „Domain Names“ trägst du pass.DEINEDOMAIN.tld ein. Als Scheme wählst du „http“, denn NPM beendet die Verschlüsselung, und als Ziel gibst du die interne Adresse deines VaultwardenContainers an: <VW_IP> mit Port 8000. Die beiden Schalter „Block Common Exploits“ und „Websockets Support“ aktivierst du, damit NPM typische Angriffsversuche abfängt und der spätere LiveKanal technisch erlaubt ist.

Bevor du speicherst, wechselst du in den Reiter „Custom Locations“ und fügst eine Location hinzu. Als Pfad gibst du /notifications/hub ein das ist der spezielle WebSocketEndpunkt, über den Vaultwarden Änderungen in Echtzeit verteilt. Als Ziel trägst du wieder <VW_IP> ein, diesmal aber mit Port 3012, und aktivierst auch hier den WebSocketSchalter. Speichere die Location und wechsle in den Reiter „SSL“.

Dort forderst du ein neues LetsEncryptZertifikat für deine Subdomain an, akzeptierst die Nutzungsbedingungen und setzt direkt Force SSL, HTTP/2 und HSTS. Nach dem Speichern dauert es einen Moment. Anschließend rufst du im Browser https://pass.DEINEDOMAIN.tld auf. Die LoginSeite sollte jetzt erreichbar sein; wenn du dich auf zwei Geräten anmeldest und einen TresorEintrag änderst, siehst du die Änderung ohne Neuladen das bestätigt, dass die WebSocketWeiterleitung funktioniert.

7) AdminBackend absichern und ersten Benutzer anlegen

Beim ersten Öffnen des AdminBereichs unter https://pass.DEINEDOMAIN.tld/admin meldet Vaultwarden oft, dass ein KlartextADMIN_TOKEN unsicher ist. Das stimmt deshalb hinterlegen wir einen Argon2PHCHash in der GUI und entfernen den KlartextEintrag danach aus der .env.

Zum Erzeugen des Hashes nutzen wir das eingebaute Werkzeug des Containers. Der Befehl fragt dich zweimal nach dem künftigen AdminPasswort (also nicht nach dem Hash). Den ausgegebenen String, der mit $argon2id$… beginnt, kopierst du vollständig.

docker exec -it vaultwarden /vaultwarden hash --preset owasp

Zurück im AdminPanel gehst du auf Settings → General und fügst den kompletten PHCString in das Feld „Admin token / Argon2 PHC“ ein. Nach dem Speichern verwendest du im AdminLogin künftig das Passwort, das du beim Hash erzeugt hast nicht den Hash selbst. Damit der KlartextEintrag nicht mehr herumliegt, entfernst du die Zeile ADMIN_TOKEN= aus der .env und startest den Container neu:

sed -i '/^ADMIN_TOKEN=/d' /opt/vaultwarden/.env
cd /opt/vaultwarden && docker compose restart vaultwarden

Damit ist das Backend zeitgemäß gehärtet. Jetzt legst du deinen ersten Nutzer an: In Settings → General schaltest du „Allow new signups“ kurz ein und speicherst. In einem neuen Tab öffnest du https://pass.DEINEDOMAIN.tld/#/register, registrierst dein Konto, meldest dich einmal an und deaktivierst die Registrierung wieder. Wenn du bereits SMTP konfiguriert hast, kannst du alternativ über Users → Invitations EinladungsMails verschicken.

Zum Schluss gehst du in deinem Benutzerkonto auf Settings → Security und aktivierst die ZweiFaktorAnmeldung (TOTP oder FIDO2/YubiKey). Das schützt deinen Tresor zusätzlich, selbst wenn jemand an dein Passwort käme.

8) Backups verstehen und durchführen

Wichtig ist nicht der Container den kannst du jederzeit ersetzen , sondern der Datenordner auf dem Host. Darin liegen Datenbank, Anhänge, „Sends“ und Konfiguration. Ein einfaches, zuverlässiges Backup besteht darin, diesen Ordner regelmäßig als Archiv zu sichern. Für maximale Konsistenz kannst du Vaultwarden vorher kurz stoppen; für kleine Umgebungen ist ein „OnlineTar“ oft ausreichend.

cd /opt/vaultwarden
# optional: kurz stoppen für maximale Konsistenz
# docker compose stop vaultwarden

tar -czf /root/vaultwarden-backup-$(date +%F).tar.gz data
# docker compose start vaultwarden
ls -lh /root/vaultwarden-backup-*.tar.gz

Die Wiederherstellung ist entsprechend einfach: neue Instanz bis zur ComposeDatei bringen, Archiv nach /opt/vaultwarden/ kopieren, entpacken, docker compose up -d fertig.

9) Vaultwarden im Alltag nutzen (StandardAnwendungen im Detail)

Nach der Installation geht es darum, den Tresor im Alltag bequem und sicher zu verwenden. Der Einstieg geschieht meist über die WebOberfläche: Du meldest dich unter https://pass.DEINEDOMAIN.tld an und siehst zunächst einen leeren Tresor. Lege deinen ersten Eintrag an Name, Benutzername oder EMail, ein mit dem Generator erzeugtes langes Passwort und die ZielURL. Das ist bewusst simpel: Einträge sind die kleinste Einheit, aus ihnen baust du dir später Ordnung und Automatik.

Einträge anlegen & strukturieren. Wenn du viele Zugänge hast, zahlt sich eine klare Struktur aus. Lege in der WebOberfläche Ordner an (etwa „Streaming“, „Privat“, „Server“). Beim Speichern eines Eintrags weist du ihn direkt einem Ordner zu. So findest du Logins auch nach Monaten wieder, ohne suchen zu müssen. Für wiederkehrende Notizen (z.B. Seriennummern, kleine APITokens) gibt es den Eintragstyp „Sichere Notiz“.

BrowserErweiterung verbinden. Installiere die BitwardenErweiterung in deinem Browser und stelle in den Einstellungen die ServerURL auf deine Instanz (https://pass.DEINEDOMAIN.tld). Nach dem Login siehst du dieselben Einträge wie im WebTresor. Aktiviere die Option, beim Aufruf einer LoginSeite passende Einträge vorzuschlagen; wenn du möchtest, kannst du auch AutoFill per Tastenkombination erlauben. Das ist besonders praktisch, wenn du häufig zwischen Diensten wechselst.

Import bestehender Passwörter. Viele starten nicht bei null. Der Import liegt in der WebOberfläche unter „Werkzeuge → Importieren“. Wähle die Quelle (z.B. Chrome, Firefox, Bitwarden CSV/JSON), lade die Datei hoch und starte den Import. Sinnvoll ist es, zunächst einen temporären Ordner wie „Eingang“ anzulegen und dort alles hinein importieren zu lassen. Danach ziehst du Stück für Stück in deine endgültige Struktur um und löschst Dubletten. Falls eine Website Sonderregeln für Passwörter hat (nur bestimmte Zeichen), passe den betroffenen Eintrag nach dem Import an wichtig ist, dass der in Vaultwarden gespeicherte Wert mit dem wirklich gesetzten Passwort übereinstimmt.

TOTP/2FA in Einträgen hinterlegen. Aktivierst du bei einem Dienst ZweiFaktorAnmeldung, bekommst du einen QRCode oder einen TextSchlüssel (Base32). In Vaultwarden öffnest du den passenden Eintrag, fügst ein neues Feld vom Typ „AuthenticatorSchlüssel (TOTP)“ hinzu und kopierst den Schlüssel hinein. Ab dann zeigt der Eintrag alle 30 Sekunden einen neuen sechsstelligen Code an, den du beim Login verwendest. Praktisch: Die BrowserErweiterung kann den TOTPCode mit ausfüllen oder mit einem Klick kopieren. Für besonders kritische Zugänge kannst du überlegen, TOTP getrennt aufzubewahren (z.B. HardwareToken) StandardAccounts sind im Alltag mit TOTP im Tresor jedoch gut bedient.

Autofill sinnvoll einsetzen. AutoFill spart Zeit, sollte aber bewusst konfiguriert werden. Lasse dir beim Seitenaufruf passende Einträge vorschlagen, bestätigt wird das Füllen idealerweise manuell (Klick oder Tastenkürzel). Auf gemeinsam genutzten Rechnern empfiehlt sich außerdem, die Erweiterung nach kurzer Inaktivität automatisch zu sperren und nur per MasterPasswort, PIN oder Biometrie zu entsperren.

„Send“: sicher teilen, was nicht im MailPostfach liegen soll. Manchmal musst du einem Kollegen schnell einen Schlüssel oder eine kleine Datei geben. Mit „Send“ erzeugst du einen geschützten Link mit Ablaufdatum und optionalem Kennwort sowie einer Begrenzung der Abrufe. Das passt gut für einmalige Übergaben, ohne dass sensible Inhalte in EMails oder ChatVerläufen liegen bleiben.

Gemeinsam nutzen: Organisation & Sammlungen. Wenn ihr zu zweit oder im kleinen Team arbeitet, legst du eine Organisation an und darin „Sammlungen“ (etwa „StreamZugänge“, „ServerLogins“). Einträge, die ihr teilen wollt, verschiebst du in die passende Sammlung. Zugriffsrechte vergibst du pro Mitglied und Sammlung. Wichtig: Einladungen versendet Vaultwarden per Mail ohne funktionierendes SMTP legst du neue Konten zunächst wie oben beschrieben über eine kurz geöffnete Registrierung an und verschiebst Einträge anschließend in Sammlungen.

Export vs. Backup was ist der Unterschied? Der persönliche Export in der WebOberfläche ist dafür gedacht, deinen Tresor nutzerseitig mitzunehmen (je nach Client als CSV oder verschlüsselte JSONVariante). Das ServerBackup aus Abschnitt 8 sichert die komplette Instanz mit allen Anhängen, „Sends“ und Einstellungen. Für echte Ausfallsicherheit nutzt du beides: regelmäßige ServerBackups und gelegentliche Exporte des eigenen Tresors.

10) Updates ohne Drama

Ein Update entspricht einem ImageTausch. Du holst das aktuelle Image und startest neu; die Daten bleiben, wo sie sind. Vorherige Backups sind trotzdem Pflicht.

cd /opt/vaultwarden
docker compose pull
docker compose up -d

Wenn etwas nach einem Update unerwartet läuft, Rollbackst du kurzzeitig auf den vorherigen Tag bzw. die vorherige ImageID und planst das Update neu mit Blick ins Changelog.

Ergebnis

Vaultwarden läuft hinter NPM unter deiner eigenen Domain mit gültigem TLS, LiveSync per WebSockets und gehärtetem AdminBackend. Registrierungen sind standardmäßig zu, dein erster Benutzer ist angelegt, und du hast ein praktisches BackupVerfahren. Ab hier geht es um Komfort: Addons in allen Browsern, Apps auf den Geräten und ein bisschen Routine beim Generieren wirklich starker, individueller Passwörter.